Ich suche dich – wenn ich dich sehe,
gebe ich vor, dich nicht zu sehen.
Ich liebe dich – wenn ich dir begegne,
gebe ich vor, dich nicht zu lieben.
Ich sterbe deinetwegen – aber bevor ich sterbe,
rufe ich, dass es durch Zufall geschah...
Die Lieder von Mieczysław Karłowicz gehören zu jenen Sammlungen, die trotz ihres geringen Umfangs nicht nur für die Musikgeschichte, sondern auch für unzählige Künstler und Musikliebhaber von großer Bedeutung sind. Sie bilden eine Brücke zwischen der Romantik und dem Jungen Polen – eines der schönsten Abenteuer der polnischen Kultur im 20. Jahrhundert.
Mieczysław Karłowicz schrieb sie während seines Studiums. Nur, würden wir sagen, eine Aufgabe für einen Leistungsschein, wahrscheinlich noch kritisiert von den damaligen Professoren, wie es oft im Studium vorkommt. Doch die Lieder standen gar nicht auf dem Lehrplan des jungen Komponisten. Er hat sie für sich selbst geschrieben. Er wählte sorgfältig Texte aus (fast ausschließlich polnische Autoren), die seine eigenen Gefühle und Gedanken widerspiegelten. Er beschloss, ihnen eine neue Dimension zu geben – wie er in seinen Briefen schrieb: „Vielleicht kann sich die Musik nicht höher erheben als die Poesie, aber sie kann sicherlich anderswo hinfliegen, in eine andere Richtung“.
Die Lyrik, die Karłowicz besonders schätzte, waren die Gedichte von Kazimierz Przerwa-Tetmajer. Die geistige Verwandtschaft beider Künstler besteht in einer ähnlichen Erfahrung von Liebe und Sehnsucht nach einer Welt, die bereits vergangen ist oder noch nicht existiert.
Im Jahr 2020 hat die Philharmonie in Szczecin erneut zu Karłowiczs Liedern gegriffen. Am 30. Oktober wurde das Album „Mieczysław Karłowicz – Lieder“ von Małgorzata Walewska und den Stettiner Philharmonikern unter der Leitung von Rune Bergmann uraufgeführt. Der Autor der wunderbaren Orchestrationen auf dem Album ist Piotr Moss. Heute präsentieren wir Ihnen diesmal eine Jazz-Interpretation der Lieder, vorbereitet vom Atom String Quartet, das von unseren Instrumentalisten begleitet wird.
Mieczysław Karłowicz kam am 9. Februar 1909 im Alter von nur 33 Jahren auf tragische Weise im Tatra-Gebirge ums Leben. Heute ist er der Schirmherr unserer Philharmonie, wo wir wie an keinem anderen Ort in Polen sein Werk bewahren. Die Lieder, obwohl nostalgisch, um nicht zu sagen traurig, inspirieren Musikerinnen und Musiker, die bei uns auftreten, und wir hoffen, dass jedes weitere Konzert der Lieder von Karłowicz unvergesslich bleiben wird.
DETAILS
Atom String Quartet und Philharmoniker | KARŁOWICZ
05-02-2021 19:00