Nach dem Beethoven-Jahr greifen wir langsam zu den Werken der anderen Wiener Klassiker. Diesmal steht eine Sinfonie von Haydn auf dem Programm, der als derjenige in die Geschichte einging, der alle Regeln aufstellte, damit später Mozart und Beethoven sie frei brechen konnten. Wenn Sie sich jemals in einer solchen Situation befunden haben, wissen Sie, wie undankbar diese Rolle ist.
Eine umfassendere Biographie Joseph Haydns werden wir später besprechen, aber was jetzt wichtig ist, ist sein dreißigjähriger Dienst am Hof der Esterházy-Fürsten – einer ungarischen Aristokratenfamilie, die für ihre Zeit unglaublich reich war. Genau am 1. Mai 1761 überschritt Haydn die Schwelle des Schlosses in Eisenstadt als fürstlicher Komponist, Kapellmeister, Verwalter der Büchersammlung und des Instrumentariums sowie Leiter des musikalischen Personals. Ein Jahr später kam Nikolaus I. Josef, genannt „der Prachtliebende“, an die Macht, und fünf Jahre später begann der Bau des glanzvollen Schlosses Esterházy mit seinen einhundertzwanzig mit Gold geschmückten Gemächern. Es ist nicht verwunderlich, dass sich Haydn unter solch günstigen Bedingungen darauf konzentrierte, Hunderte von Werken zu schreiben, darunter 523 Lieder, 321 Kammermusikstücke und 24 Opern – fast alle für den fürstlichen Hof.
Viele von Haydns Sinfonien (er schrieb 108 davon) haben heutzutage mehr oder weniger treffende Spitznamen. Der Titel „Der Philosoph“ stammt nicht vom Komponisten selbst, sondern wurde auf einer Abschrift der Partitur aus seiner Zeit gefunden. Die philosophische und musikwissenschaftliche Diskussion über ihre Berechtigung hat seit über zweihundert Jahren nicht aufgehört. Manche glauben, dass die abwechselnden Solopartien Fragen und Antworten symbolisieren. Andere wiederum suchen nach dem musikalischen Bild eines nachdenklichen Philosophen, der das Ticken der Uhr und die vergehende Zeit nicht wahrnimmt. Wieder andere kommen zum Schluss, dass er nicht treffend ist, da im Verlauf der Sinfonie die gedankliche Schärfe der emotionalen Verzückung weicht...
Nach diesem Konzert können auch Sie sich dieser Diskussion anschließen. Aber wir bleiben Beethoven treu, der sagte: Musik ist höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie.
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KILAR | BACH | HAYDN
19-02-2021 19:00