Das Einmannprojekt von Robert Skrzyński, im Rahmen dessen der Künstler Mixer ohne äußere Tonquellen, defektes Diktiergerät, Feldaufnahmen, Rückkopplung und Fragmente fremder Kompositionen nutzt. Das Hauptmodus Operandi von Micromelancolié ist das auf der Ästhetik des Mangels basierende Mikrosampling, das die allgemein als Fehler anerkannten Effekte zulässt, die zum Hauptausdrucksmittel werden.
Die Quelle der künstlerischen Materie können für Skrzyński die im Netz veröffentlichten Musikstücke, Radiosendungen, Filme von schwacher Qualität auf mehrmals aufgenommenen VHS-Kassetten und zufällige Entdeckungen auf Tonbändern sein: Akustikinstrumentenpartien, Hochzeits- und Trauerlieder, Zugton, Vögeltriller, Karnevaltöne, Klirren des zerbrechenden Glases, Blöken der Schafe, Knarren der Schritte im Schnee und allerlei Geräusche.
Diese und andere Funde werden genau mit Hilfe der Techniken cut-up und copy & paste bearbeitet. Die größte Inspirationsquelle für den Künstler sind Höfe und Spielplätze mit ihrer Stimmung des kindlichen Spiels: „Ich mag die Atmosphäre, die an Stadtspielplätzen im Sommer herrscht, wenn der Reichtum und die Stärke der Laute fast unerträglich werden, und im Winter auch, wenn der Hauptfaktor die Stille und vereinzelte Laute sind, die den wahrgenommenen Raum geradezu körperlich fühlen helfen”.
Skrzyński hat u.a. mit Jerzy Mazzoll, Sindre Bjerga, Fischerle, Ross Devlin und Mia Zabelka mitgearbeitet. Er ist darüber hinaus auf den Festivals Audio Art, Klangfest, Tauron Nowa Muzyka, WRO – Media Art Biennale und Wrocław Industrial Festival aufgetreten. Zahlreiche Platten und Kassetten Micromelancolié werden in der ganzen Welt von solchen Plattenfirmen, wie Aurora Borealis, BDTA, Black Horizons, MonotypeRec. und Wounded Knife herausgegeben.
Aber Micromelancolié ist nicht nur eine große, mit jedem Monat wachsende Diskographie. Es sind auch spannende und unvorhersehbare Konzerte, während deren der Künstler sich nicht nur aufs Spielen der Materialien von der Platte beschränkt, sondern auch Samples und Schleifen in der Echtzeit modifiziert und in Zufallsreihenfolge wiedergibt, indem er ganz neue Musikstücke schafft. Er gibt nämlich selbst zu: „Es fasziniert mich, wie dank einfachen Eingriffen die Bedeutung und emotionale Ladung eines Tonfragments geändert werden”.