Ich habe es redlich gemeint, mein Ziel hochgesteckt. Nicht immer konnten meine Bemühungen von Erfolg gekrönt sein. „Dem Widerstand der Materie“ – „der Tücke des Objekts“ ist Niemand so überantwortet wie der ausübende Künstler. Aber immer habe ich mein Ganzes drangesetzt, meine Person der Sache, meine Neigungen der Pflicht untergeordnet. Ich habe mich nicht geschont und durfte daher auch von Anderen die Anspannung aller Kräfte fordern. Im Gedränge des Kampfes, in der Hitze des Augenblicks blieben Ihnen und mir nicht Wunden und Irrungen erspart. Diese bitteren Worte richtete Gustav Mahler am Ende seiner zehnjährigen Tätigkeit als Direktor der Wiener Hofoper in einem Brief an die Beschäftigten. Das große Genie verließ die europäische Musikhauptstadt, müde von ständiger Kritik, zahlreichen Krankheiten und dem Tod seiner geliebten Tochter.
Weniger als drei Monate nach seiner letzten Aufführung von "Fidelio" in Wien betrat er am 1. Januar 1908 die Bühne der Metropolitan Opera in New York und begann damit seine kurze, aber intensive Karriere in den Vereinigten Staaten.
Erinnern Sie sich, als wir Ihnen von einem seltsamen Fatum erzählten, das Mahler nicht mehr losließ, seitdem er sich entschlossen hatte, in seiner „Tragischen“ Sinfonie den Helden darzustellen, der unter den Schlägen des Schicksals fällt? Viele Legenden haben sich um diese Geschichte gebildet. Manche glauben, dass Mahler sich des „Fluchs der Neunten“ bewusst war, wonach seit Beethoven kein Komponist mehr als neun Sinfonien in seinem Leben vollendet hat.
Deshalb nannte er das im Sommer 1909 geschriebene „Lied von der Erde“ eine Sinfonie für Tenor, Alt (oder Bariton) und Orchester, ohne eine Nummer zu vergeben.
Wenn wir an Mahler denken, an sein Streben nach Vollkommenheit, seine Leidenschaft, seine Strenge, seine Erudition („Sie haben eine Abstraktion statt eines Mannes“ – sollte Alma Mahler mal hört haben) ... dann, denke ich, müssen wir gegen die ständige Darstellung seiner Biographie durch das Prisma der tragischen Ereignisse protestieren.
Die großartige „Wiederauferstehungssinfonie“, die wir vor einigen Monaten in großer Besetzung aufführten, klingt immer noch in unseren Ohren. Umso mehr möchten wir mit Ihnen „Das Lied von der Erde“ hören. Wir hoffen, dass auch Sie sich nach diesem Konzert in die Diskussion über Mahlers Lebensgeschichte einbringen können.
Herr dieses Hauses!
Dein Keller birgt die Fuelle des goldenen Weins!
Hier, diese Laute nenn' ich mein!
Die Laute schlagen und die Glaeser leeren,
Das sind die Dinge, die zusammenpassen.
Ein voller Becher Weins zur rechten Zeit
Ist mehr wert, als alle Reiche dieser Erde!
Dunkel is das Leben, ist der Tod.
DETAILS
MAHLER | Das Lied von der Erde
16-04-2021 19:00
SinfoniesaalFilharmonia im. Mieczysława Karłowicza w Szczecinie
ul. Małopolska 48
70-515 Szczecin